Samstag, 27. April 2013

kurzer Bericht 26.04.: Integratives Wohnen/WG Kirchheim


Also die Initiative Integrativen Wohnen sucht für Ihre Mitglieder (Baugenossenschaften) nach Wegen, wie ein Mieter trotz Gebrechlichkeit im Quartier verbleiben können. Zum Beispiel durch: "Wohn-Cafés" (selbstorganisierte Begenungsräume im Quartier zum Teil mit Betreuung), Service-Büros vor Ort (Beratungsangebote von Ambulanten Diensten), Gästewohnungen im Quartier (für Verhinderungspflege nach Krankenhausaufenthalten oder als Übernachtungsangebot für Angehörige) und barrierearmen Umbau des Wohnungsbestands.
Die Initiative plant in Freiberg zusammen mit einem Ambulanten Dienst eine betreute Wohngemeinschaft und sucht im Moment noch Bewohner (Miete/m2 knapp über 10Euro) - wir sind Mitte Mai zur Besichtigung eingeladen. Darüber hinaus sehen sie für uns erst Chancen auf Wohnrum, wenn wir
* uns als Verein organisiert haben (vertragsfähige juristische Person, Haftung....)
* wir Mittel für die Anschubfinanzierung haben (> Stiftung suchen:)
* wir Sicherheiten entsprechend unserer Ausfallrisiken (Leerstand) haben (> Stiftung suchen:)
* wir einen festen Stamm potenzieller Mieter haben (> Kooperation mit Ambulantem Dienst suchen:)
- nun ja, das was wir eben andernorts auch schon gehört haben...
Im Gespräch kamen wir darauf, dass in Stuttgart Büroflächen leer stehen - da rät uns die Initiative, beim Liegenschaftsamt abzuklären, ob und wie eine Umnutzung gehen könnte...

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In Kirchheim haben wir uns wohlgefühlt von Anfang an! Die WG entstand aus zwei 4-Zimmerwohnungen, Vermieter ist die evangelische Kirche. Sie haben nicht so arg viel Platz und nur eine Terrasse, keinen Garten - aber die Menschen dort (8 Bewohner mit Desorientierung) strahlen Harmonie aus! Und: Sie haben rund um die Uhr einen orientierten Menschen, der wirklich präsent ist  - meistens sogar zwei Betreuungskräfte.

Unsere Ansprechpartnerin hat uns erzählt von dem steinigen Weg, den sie noch gehen mussten und auch davon, was wir besser vermeiden sollten:
* Sie sind organisiert als Verein (1. und 2. Vorsitzende, Angehörigenvertretung, Kassiererin)
* Der Verein ist Generalmieter, schließt mit den Bewohnern Einzelmietverträge und gibt dem Vermieter Mietgarantie. Bei Leerstand (der leicht entsteht und bis zu 1 Monat dauern kann, weil sie sich ihre Bewohner sehr gut aussuchen) finanzieren sie den Ausfall aus einem Risiko-Topf, den der Verein, der Ambulante Dienst und der Vermieter in guten Zeiten befüllen und im Bedarfsfall dritteln.
* Der Verein ist Arbeitgeber für die Präsenzkräfte inklusive Nachtdienst-Minijobber (um mehr Einfluss auf die Qualität zu haben und weil Nachtdienste nach Tarif nicht finanzierbar wären).
Und ab da wurde es richtig schwierig (weil: 15 Verträge, Stellenausschreibung, Bewerbungsgespräche, Zeugnisse, Personalausfall... so dass die Initiatorinnen heute eher empfehlen, entweder mit dem Ambulanten Dienst stärker zu kooperieren, um Qualtätsbewußtsein zu entwickeln, oder eine 400-Euro-Kraft für Personal-Verwaltung einzustellen)
* Zur Kostenplanung: Der Ambulante Dienst zieht bei den Kassen Sach- und Betreuungsleistungen ein und bildet einen Pool. Anhand der Dokumentation prüfen Verein (Arbeitgeber für Präsenzkräfte) und Ambulanter Dienst (Arbeitgeber für Pflegekräfte; 6 Stunden Pflegezeit/Tag), wer welchen Anteil bekommt. Die Bewohner zahlen also unabhängig von der Pflegestufe gleich viel von den Personalkosten, eine Pauschale für die Versorgung und zudem anteilig nach Zimmergröße die Miet- und Nebenkosten. Zwar sollte nach dem "Pflegeneuausrichtungsgesetz" (oder so) jeder Bewohner der in einer WG lebt 200 Euro Zuzahlung bekommen - in der Realität ist davon aber noch nix angekommen weil die Kassen sich zieren...

Aus ihre heutigen Sicht hat uns die Initiatorin eher geraten, die Kommune und bürgerschaftliche Netze stärker heran zu ziehen, die Arbeitgeberrolle beim Ambulanten Dienst zu belassen, juristische Formen wie Kooperations- und Delegationsverträge zu nutzen, um die Qualität beeinflussen zu können ohne die Organisationslast zu haben, und die dadurch freigesetzten Energien lieber in die Suche nach Unterstützern und Partnern zu stecken, die dann nachhaltig Qualität sichern können und wollen, wenn die Gründer-Riege sich eher ein bisschen rausziehen mag...


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